Data Driven Journalism – Mit Daten Geschichten erzählen

Datenjournalismus zählt zu den Top-Themen in der Branche wie auch der journalistischen Ausbildung. Die im englischen auch Data Driven Journalism genannte Berichterstattung nutzt verfügbares Datenmaterial und neue Darstellungsformen, die sich oft deutlich von der klassischen Infografik unterscheiden.

Der Vorteil für den Leser: Bessere Visualisierung sowie eine hohe Transparenz der Rechercheergebnisse. Oftmals handelt es sich hierbei um interaktiv aufbereitete Geschichten auf Datenbasis, bei denen der Leser selbst selektieren wie auch interpretieren kann.

Wir sprachen mit dem Datenjournalist und Gründer&CEO von OpenDataCity, Marco Maas über die Rolle von Daten im Journalismus.

Die technologischen Veränderungen sind rasant – wie muss sich vor diesem Hintergrund der Journalismus verändern?

Wir sprechen inzwischen von Homeless Media, also: Medieninhalte, die nicht mehr fest auf der eigenen Website liegen, sondern auf verschiedenen Plattformen angelegt werden, auf denen sich die Nutzer versammeln. Diesen Schritt müssen wir noch weiter denken. Die Nachricht muss nicht nur zum Nutzer kommen, sie muss das auch im richtigen Kontext tun: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Länge.

Inwiefern können Journalisten hier von Programmierern lernen?

Das Berufsbild von Journalisten wandelt sich massiv – und um der originären Aufgabe des Geschichtenserzählens nachzukommen, müssen Journalisten verstehen, welche Instrumente neu dazugekommen sind. Bisher wird oftmals leicht angepasst nur übertragen, was in alten Formaten genutzt wurde – wir beginnen gerade erst, die neuen Möglichkeiten zu verstehen. Die Basis für alle neuen Formen wird von Entwicklern gelegt, und hier zu verstehen, wie technologisch der Rahmen ist, kann beim Denken auf Formatideen nachhaltig helfen.

Wie definieren Sie den Begriff „Datenjournalismus“? Und welche Bedeutung kommt ihm vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung journalistischer Formate zu?

Geschichten, die mit Hilfe von Daten erzählt werden, ob nun interaktiv, in geschriebener Form, verfilmt – alles ist denkbar. Da immer mehr gesellschaftliche Entscheidungen aufgrund von Daten gefällt werden – und die technologische Basis für Journalismus mehr und mehr datengetrieben weiterentwickelt wird – ist der Zusammenhang offenkundig.

Welche Aufgabe haben Datenjournalisten innerhalb der Redaktion? Welche Hilfsmittel und Werkzeuge unterstützen sie dabei?

Optimalerweise: Zugriff auf einen Entwickler und ein Verständnis von Datenquellen, wie man Daten bearbeitet und spannende Dinge aus Datenbergen herauskitzelt. Das kann einfach Excel sein, oder auch eine komplexere Tools – je nachdem, wie groß das Projekt, die Ressourcen und die Fähigkeiten sind.

Wie und wo recherchiert man nach guten und spannenden Inhalten in Form von Daten?

Überall dort, wo wir als Journalisten bisher auch recherchiert haben.

Kann Datenjournalismus zur Qualität in der der medialen Berichterstattung beitragen?

Jein, Daten sind kein Allheilmittel, und werden auch immer vom Aufbereiter interpretiert. Wenn der seinen Job gut macht und eine gefühlte Sachlage in eine belegbare Sachlage verwandelt, steigt die Qualität aber natürlich.

Welche journalistischen Beispiele aus dem Bereich Datenjournalismus halten Sie für besonders gelungen und warum?

Ich würde hier mal auf die Kollegen der Berliner Morgenpost verweisen…. Fast alles, was man auf interaktiv.morgenpost.de ansehen kann, hat interessante neue Elemente in Sachen Storytelling, zeigt auf, wie man mit begrenzten Ressourcen umgeht – und nicht zuletzt: Wieviel Anerkennung und Aufmerksamkeit datengestützte Geschichten erlangen können.