„Die Zukunft des Internet ist Bewegtbild, und die Zukunft von Bewegtbild ist das Internet!“

Nationale und internationale Experten gewähren Einblicke in neue Wege für WebTV & Video beim 5. Bewegtbild-Expertenforum der VDZ Akademie

Hamburg, 10. November 2011 – „Drei wesentliche Faktoren sind es, die das Bewegtbild im Internet so spannend machen: Attraktive Flatrates, verfügbare Breitbandverbindungen sowie neuartige Geräte und Anwendungen“, betonte Sven König, Geschäftsführer der VDZ Akademie, in seiner Eröffnungsrede zum gestrigen Expertenforum “Potenziale von Bewegtbild! Neue Wege bei WebTV & Video”. „Ne-ben der mobilen Video-Nutzung und dem Thema E-Commerce auf interaktiven TV-Geräten stehen den Verlagshäusern vor allem mit internetfähigen Fernsehern neue und interessante Erlösquellen offen“, so König.

m ersten Vortrag zeigte Ralf Klassen, stellvertretender Chefredakteur und Leiter Digital TV von stern/stern.de, auf, welche Entwicklungen Web Videos und Digitales Fernsehen in der Verlagsbranche durchlaufen haben. Die Digitalisierung habe die Produktionskosten radikal gesenkt und befähige daher eine höhere Bewegtbildproduktion. Klar müsse sein: Digital-TV-Angebote verzeichnen die höchsten Steigerungsraten. Dies unterstrich Klassen unter anderem mit folgenden Zahlen: 1.500 deutsch-sprachige WebTV-Angebote, davon 300 auf Verlags-Websites. Die Videos werden 160 Millionen Mal am Tag abgerufen. Die Werbeerlöse 2011 betragen Schätzungen zufolge 184 Mio. €; das sind 115 Prozent mehr als 2010. „15 Prozent aller digitalen Bewegtbildangebote von Verlagen werden auf mobilen Endgeräten genutzt“, so Klassen. Für Tablets liegt dieser Wert deutlich höher. „Bewegtbild erweitert die journalistische Klaviatur erheblich und unterstützt enorm den Aufbau von ,Marken-Persönlichkeiten‘“, so Klassen. Verlage müssten Video als festen Bestandteil in ihr Portfolio aufnehmen.

In seinem Vortrag über das Verlegergeschäft im 21. Jahrhundert stellte Julian Lloyd Evans, Managing Director of Advertising, Dennis Publishing Ltd, eines klar: “Die Zukunft des Internet ist Bewegtbild, und die Zukunft von Bewegtbild ist das Internet!“ Online-Videos werden im verlegerischen Geschäft eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Dies gelte insbesondere für die Zusammenarbeit von Verlagen mit ihren Werbekunden. Dies stellte er am Beispiel der Supermarktkette Waitrose anschaulich dar.

Holger Schöpper, Videoplaza, betonte die Neugewichtung des Bewegtbildmarktes. „Das Fernsehen wird demokratisch“, so Schöpper, die Hoheit der Sender gehe verloren. „Der Trend bewegt sich wie folgt: Text mit Videoergänzung wird immer mehr zu Video mit Textergänzung“.

Die neuen Bewegtbildformate brächten demnach neue strategische Komponenten mit sich, die man berücksichtigen müsse. Hierzu gehören laut Schöpper qualitative Aspekte, unterschiedliche Vertriebs-kanäle (Youtube, Social Media), neue Geräte und vieles mehr. Jedoch: Die Herausforderung sei es nicht, das technische Medium zu bedienen, sondern das Publikum zu erreichen. Technisches Know-How allein sei nicht ausreichend, sondern man müsse auch wissen, wie der User mit dem einzelnen Gerät interagiere und die Inhalte entsprechend optimieren.

Die neuen Formen der Wiedergabe und der Endgeräte ergeben demnach auch mannigfaltige neue Möglichkeiten, Inhalte zu monetarisieren. Die Verlage müssten lernen, diese zu nutzen.

Nachmittags diskutierten Moderator Urs Gossweiler, Geschäftsführer und Inhaber Gossweiler Medien AG, Jörg Schütte, Geschäftsführer Motor Presse TV GmbH, Ralf Klassen, Damian Rodgett, Geschäftsführer und Creative Director, pilot 1/0 und René Lamsfuß, Senior Director Product & Methodology EMEA, The Nielsen Company, über die Potenziale von Web-TV und Video. Die Erkenntnis unter anderem war: TV sei persönlicher, näher, dramatischer und unterhaltender als andere Erzählformen, aber es gehe bei Bewegtbild nicht mehr nur darum, Geschichten zu erzählen, sondern Videos komme eine besondere Bedeutung bei der Etablierung und Inszenierung von Marken zu. Diese Entwicklung müsse auch in der Ausbildung berücksichtigt werden.

Diese sei bislang nicht duomedial und schule nicht zugleich Print- und Videoredakteure. Da heute aber die Verlage beide Felder bedienten, müsse jeder Journalist, unabhängig davon, ob er als Text- oder Videoredakteur arbeitet, ein Verständnis für den anderen Bereich entwickeln, um sich die Mög-lichkeiten der weiteren Medien bewusst zu machen. So könne ein medienübergreifendes journalisti-sches Verständnis der Redakteure entstehen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis des Panels war: Print stehe für Qualitätsjournalismus und diesen müssten die Verleger auch im Internet gewährleisten. Daher müssten bei der Videoproduktion Qualitätsstandards eingehalten werden, um das Vertrauen der Zielgruppe in Zukunft nicht zu verlieren.

Abschließend zeigten Damian Rodgett und der preisgekrönte Fotograf Alexx Henry, welches Kreativpotential im Online-Video-Segment schlummert und wie die neuen Trägermedien, wie das iPad, dieses optimal nutzen können.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Bewegtbild einen wesentlichen Bestandteil des Verlagsgeschäfts darstellt, der immer noch im Wachsen begriffen ist.